Interview mit Stefan Teufel

Einen Platz in den Pre-Play-offs hatte Trainer Stefan Teufel (kl. Foto) vor dieser Saison in der Eishockey-Bayernliga als Ziel ausgegeben. Doch bereits im November war klar: Der EC Pfaffenhofen wird diese Vorgabe deutlich verfehlen. Stattdessen war, wie schon in den vergangenen beiden Spielzeiten, knallharter Abstiegskampf angesagt. Dank einer deutlichen Leistungssteigerung retteten sich die Eishogs in der Abstiegsrunde dann aber souverän. Dass der ECP am Ende trotzdem nur Vorletzter wurde und die letzten fünf Spiele verlor, wurmt Teufel, wie der 59-Jährige im Interview erklärt.

Herr Teufel, wie fällt Ihr Saisonfazit aus?
Stefan Teufel: Ich bin nicht zufrieden mit unserem Abschneiden in der Tabelle, weil wir viel besser waren, als es der vorletzte Platz aussagt. Wir haben vor allem in der Abstiegsrunde sehr gut gespielt, aber gerade nachdem der Klassenerhalt feststand, haben wir Spiele unnötig in wenigen Minuten aus der Hand gegeben. Trotz unseres Tabellenplatzes ist die Entwicklung der Mannschaft aber positiv. Wir haben im Vergleich zur vergangenen Saison, als wir den Klassenerhalt erst auf den letzten Drücker gegen Waldkraiburg klar gemacht hatten, einen riesigen Schritt nach vorne gemacht.

Dieses Mal hatte Ihr Team den Klassenerhalt schon früh sicher. Was waren die Gründe dafür, dass es zu Beginn der Abstiegsrunde so gut lief?
Teufel: Total weiter geholfen haben uns unsere Neuzugänge Jakub Vrana sowie Oliver und Christoph Eckl. Christoph ist ein überragender Verteidiger, mit dem ich als Trainer ganz andere Möglichkeiten habe. Die drei sind nicht nur sportlich, sondern auch menschlich ein Gewinn. Dazu hat Jan Tlacil, der sich mit dem früheren Kontingentspieler Ondrej Vaculik überhaupt nicht verstanden hatte, zurück in die Spur gefunden und seinen Torinstinkt wiederentdeckt. Einen weiterer Punkt ist, dass wir unser Spielsystem umgestellt haben. Zu Saisonbeginn waren wir offensiv ausgerichtet, haben den Gegner schon in der neutralen Zone attackiert und sind darum oft in Konter gelaufen. Jetzt greifen wir erst nach der Mittellinie an und kommen viel über Konter zum Erfolg.
Warum geriet der ECP gegen Ende der Saison, als der Klassenerhalt feststand, nochmal in einen Abwärtsstrudel und verlor die letzten fünf Spiele?
Teufel: Das ärgert mich, weil wir in allen Spielen der Abstiegsrunde – abgesehen vielleicht vom 0:8 in Dingolfing – spielerisch die bessere Mannschaft waren. Es war eine kräftezehrende Saison und nach dem der Klassenerhalt feststand, hat der ein oder andere vielleicht doch zehn Prozent nachgelassen. Dazu muss man wissen, dass wir vor der Abstiegsrunde von vier auf drei Reihen umgestellt haben und ich deshalb weniger Spieler zur Verfügung hatte. Unzufrieden war ich darüber hinaus mit der Chancenverwertung. Viele Spiele hätten wir viel früher für uns entscheiden müssen. 

Richten wir den Blick nach vorn: Werden Sie den EC Pfaffenhofen auch in der kommenden Saison trainieren?
Teufel: Ich gehe davon aus. Ich hatte mit Abteilungsleiter Robert Huber gute Gespräche und wir sind uns grundsätzlich einig. Allerdings warte ich noch die Abteilungsversammlung am 19. April ab. Sollte dort eine neue Führung gewählt werden und diese dann andere Vorstellungen haben, kann es das auch gewesen sein. Das halte ich aber für äußerst unwahrscheinlich.

Warum fühlen Sie sich beim EC Pfaffenhofen wohl?
Teufel: Gemeinsam mit Robert Huber und seinen Kollegen in der Abteilungsführung haben wir es geschafft, den Umschwung einzuleiten und streben nach oben. Ich erfahre große Wertschätzung für meine Arbeit. Zudem finde ich den Zusammenhalt und das soziale Engagement im Verein vorbildlich. Es macht mir Spaß in Pfaffenhofen und unsere Mannschaft (Altersschnitt 24,2 Jahre, Anm. d. Redaktion) hat noch viel Entwicklungspotenzial. Dafür nehme ich die 1,5 Stunden Autofahrt fünf Mal pro Woche aus Erding gerne in Kauf.

Welche Lehren ziehen Sie aus der zurückliegenden Saison für die kommende Spielzeit?
Teufel: Auf jeden Fall die, dass wir – wenn wir dieses Mal weiter oben mitspielen wollen – unbedingt fitter in die Saison starten müssen. Ich muss es so deutlich sagen: Zu Saisonbeginn im Oktober hatten wir vier, fünf Spieler, die körperlich in einem katastrophalen Zustand waren. Es hat fast bis Weihnachten gedauert, bis der gesamte Kader wettbewerbsfähig war. Darum mussten wir auch durchgehend mit vier Reihen spielen. Für die kommende Saison müssen die Spieler im Sommer mehr an ihrer Grundlagenausdauer arbeiten. Klar ist, dass jeder selbst die Motivation dafür aufbringen muss.
Ist schon klar, wie der Kader kommende Saison aussieht?
Teufel: Bei unserem abschließenden Treffen haben alle signalisiert, dass sie grundsätzlich bereit sind, den Weg weiter mitzugehen. Vor allem bei unserer ersten Reihe mit den Eckl-Brüdern, Tlacil und Vrana sieht es sehr gut aus. Mit einigen Spielern aus der zweiten Reihe müssen wir verhandeln. Dann müssen wir auch schauen, wie es mit unseren Langzeitverletzten Jakub Felsöci und Vasilij Guft-Sokolov weiter geht. Können sie ihre Verletzungen komplett auskurieren und neu angreifen? Und wir brauchen nach dem Karriereende von Patrick Weiner einen neuen Goalie.
Können Sie nach dieser kräftezehrenden Saison mit 55 Spielen in den nächsten Wochen vom Eishockey abschalten?
Teufel: Ganz werde ich nie davon abschalten. Auch während der Pause werde ich immer wieder in Kontakt mit der Abteilungsleitung sein, um die neue Saison zu planen. Aber ich werde die Eishockey-freie Zeit trotzdem nutzen, um Kraft zu tanken und Dinge tun, die zuletzt etwas zu kurz gekommen sind. Ich habe ein Haus mit Garten und mittlerweile drei Enkelkinder, langweilig wird mir also bestimmt nicht.
Christoph Enzmann/PK
Fotos: Frank Stolle